Dr.-Ing. Hans Heinrich, Dipl.-Phys. 91054 Buckenhof, den 26. August 2005 An der Röth 5; Tel.: 09131 / 5 54 76 email: Hans.Heinrich'at't-online.de

An die Süddeutsche Zeitung Leserbriefredaktion 80331 München

Betr.: SZ vom 25. August 2005 "zu nah am Wasser gebaut" und SZ vom 26. August 2005 "....kein starker Umweltpolitiker bei der Union"

Sehr geehrte Damen und Herren, ich bitte Sie, folgenden Leserbrief zu veröffentlichen:

Wolfgang Roth hat in seinem Leitartikel treffend auf die Zunahme extremer Wetterlagen mit ihren zu erwartenden Folgen, auf die Problematik der Vorsorge gegen die steigenden Hochwasser, sowie auf die Notwendigkeit der drastischen Reduzierung der Treibhausgase hingewiesen. Durch die langen Verweilzeiten des Kohlendioxids (CO2) in der Atmosphäre gäbe es allerdings eine Abnahmen der Wetterextrema erst in Jahrzehnten, auch bei striktem globalen Handeln jetzt, schreibt er.

Ich meine: Trotzdem sollte eine erhebliche Abnahme der Emission von Treibhausgasen an der Spitze unserer Anstrengungen stehen. Denn durch Rückkopplungsprozesse könnte uns das Klima außer Kontrolle geraten. Steigende Temperaturen können weiteres CO2, (etwa. aus bisherigen Permafrostböden) freisetzen, was wiederum die Temperaturen steigen ließe und so fort.

In diese dramatische Situation sind wir gelangt, obwohl bereits im 19. Jahrhundert Forscher sich mit dem Thema Treibhauseffekt und CO2-Gehalt der Atmosphäre beschäftigt haben.

So hat der schwedische Physikochemiker Swante August Arrhenius - Chemie-Nobelpreisträger von 1903 - 1896 durch Messungen den Zusammenhang zwischen Änderungen des CO2-Gehaltes der Atmosphäre und der Temperatur der Erdeoberfläche gemessen und publiziert. Von den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts an haben sich mehr und mehr Forscher diesem Thema angenommen.

Eine zweite Gefahr wurde 1972 der Öffentlichkeit durch den Bestseller "Die Grenzen des Wachstums" von Dennis L. Meadows. bewusst gemacht: In nicht zu ferner Zukunft werden viele Ressourcen - speziell die fossilen Energieträger - zu Ende gehen.

Damit war die Politik durch eine zweite Tatsache aufgefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um von diesen Energieträgern unabhängig zu werden. Aber auch hier ließ die Politik Jahrzehnte verstreichen, um der absehbaren Verknappung und der damit bedingter Verteuerung von Erdöl, Erdgas und Kohle zu begegnen. Warum?

Manch älterer Bürger mag sich noch an die "Erstürmung" des Juliusturms 1957 erinnern. Die Bundesregierung hatte sieben Milliarden Mark angespart. Dann gab Konrad Adenauer dieses Geld dem Bundestag frei. Seither wurde von allen Nachfolgern bis Helmut Kohl großzügig Geld verteilt - auf Kosten von Anleihen, gestützt auf den Glauben an ein ewiges, kräftiges Wirtschaftswachstum.

Das Desaster haben wir heute. Es kam in Vergessenheit, dass im Notfall auch die Bürger drastisch zur Kasse gebeten werden sollten. So hat die Rot-Grüne Bundesregierung gegen den Widerstand, vor allem der CSU-Spitze, einiges getan, vor allem hat sie die Produktion regenerativer Energie gefördert. Belastet werden damit aber die Bürger nur marginal.

Wegen des Klimaproblems müssen empfindliche Abgaben auf Energieträger - ausgenommen die regenerativen - erhoben werden. Mit der Rückzahlung der gesamten Einnahmen sollten sozialverträglich umfassende Maßnahmen zur energetischen Sanierung, besonders aller Gebäude Deutschlands, unterstützt werden. Als Resultat können wir sogar sehr viele Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum erwarten.